In den Lebenswissenschaften hat sich die Molekularbiologie als Leitwissenschaft etabliert die
genzentrierte Sichtweise ist zum dominanten Paradigma das Genom zum säkularisierten Äquivalent
der Seele geworden. Parallel dazu ist in liberalen Demokratien ein Individualisierungsprozeß zu
beobachten: Dem einzelnen stehen alle Optionen offen. Die Kategorien auf denen das
gesellschaftliche Leben beruht - Verwandtschaftsbeziehungen Eigentumsrechte an natürlichen und
artifiziellen Organismen die Verschiebung der Grenzen zwischen privat und öffentlich die
Rechte des Individuums gegenüber der Gemeinschaft und den nachfolgenden Generationen - werden
durch die Vorstöße der Lebenswissenschaften tagtäglich aufs neue in Frage gestellt. Auf der
einen Seite ist beispielsweise der Kampf gegen das Doping im Sport Ausdruck der Illusion eines
natürlichen Lebens auf der anderen Seite sind wir gezwungen die Fiktion der Natürlichkeit
aufzugeben und eine Koexistenz von Menschen und Artefakten zuzulassen. Das Individuum von
morgen wird heute erfunden seine Rechte und seine Stellung in der Gesellschaft müssen neu
definiert werden. »Die Entwicklungen im Sport sind deshalb so interessant weil sie in
paradigmatischer Weise aufdecken daß sich eine rigide Grenzziehung zwischen künstlich
technisch und natürlich nicht aufrechterhalten läßt.« Der Mensch lebt heute im Zeitalter seiner
technischen Reproduzierbarkeit und die rasante Entwicklung der Gentechnologie weckt
entsprechend tiefliegende Ängste: Gehen wir unserer Individualität verlustig? Ist das alles
noch natürlich? Und wer soll am Schluß nach welchen Kriterien bestimmen was getan werden darf
und soll? Um diesen Fragen nachzugehen wählen die Autoren dieses Buchs einen erfrischend
innovativen und provokativen Ansatz bei dem liebgewordene Prinzipien aufgrund aktueller
Beispiele aus Forschung Gesellschaft und Politik hinterfragt und entstaubt werden. Viele der
von ihnen gewonnenen Erkenntnisse werden zur Entkrampfung manche