Von Beginn an hat die Menschheit Praktiken erfunden um mit den scheinbar unberechenbaren
Wechselfällen ihrer Existenz fertigzuwerden. Mit den alten Beschwörungsformeln der Schamanen
und Magier aber hat die Moderne sich nicht zufriedengeben wollen. So trat an die Stelle von
Aberglauben und Unvernunft das Kalkül und nicht mehr vom Schicksal war die Rede sondern vom
Zufall. Die Mathematiker entwickelten Modelle die beim Glücksspiel ebenso von Nutzen sein
sollten wie bei gewichtigeren Vorhersagen. Wahrscheinlichkeitstheorie wurde das Zauberwort mit
dem das Unbekannte beherrscht mindestens aber in Formeln gebannt werden sollte. Hans Magnus
Enzensberger folgt auf ebenso ernsthafte wie amüsante Weise der Geschichte der mathematischen
Theorien die uns Sicherheit und Glück verschaffen wollen: von der Gaußschen Normalverteilung
bis zur Wettervorhersage von der Versicherungsmathematik und der Prognose von Aktienkursen bis
zur aktuellen global gescheiterten Risikovermeidung. Hier aber auch bei Abenteuerreisen und
den mathematisch berechenbaren Erfolgsaussichten der Partnersuche ist und bleibt es prekär mit
unserem Glück bestellt. Und wo schließlich der Begriff des Unendlichen ins Spiel kommt zeigt
auch die Mathematik metaphysische Mucken. In Gott sah Leibniz den größten aller Mathematiker
und Kurt Gödel einer der bedeutendsten Mathematiker des 20. Jahrhunderts hat sogar versucht
den im Mittelalter erdachten ontologischen Gottesbeweis mit Hilfe der Prädikatenlogik hieb- und
stichfest zu machen.