Der Hygienediskurs des 19. Jahrhunderts versprach »Gesundheit und ein langes Leben« - und
konstruierte so den modernen Körper. Er entwickelte aus der antiken Grammatik physischer
Differenz eine moderne Sprache der »Individualität«. Er lehrte die Zeichen von Lust und Schmerz
zu lesen den Körper zu regulieren und ihn zu genießen. Sein heimliches paradoxes Zentrum war
der Reiz: Er ermöglichte »ächte Thätigkeit und ächten Genuss« und bedrohte im Exzess Leib und
Leben. Auf ihn konzentrierte sich die hygienische »Sorge um sich«: Wer den Reiz kontrolliert
beherrscht seinen Körper - und damit sich selbst.