Es gibt Geschichten die sich unbemerkt gewissermaßen undercover im Gedächtnis festsetzen -
oder solche deren Strahlkraft uns wie ein Blitzschlag trifft: Auf einer Straßenkreuzung spielt
sich in dem nicht enden wollenden »hingestreckten Sommer« die Begegnung mit einer Schlange ab.
Ein Kind lernt das Lesen und sieht seinen Hund in ein jämmerliches Buchstabenbündel verwandelt.
Johann Sebastian Bachs Augenhöhlen werden zum Gesprächsstoff Leipziger Gemeindemitglieder.
Marlene Dietrichs Nachlass stellt sich als überraschend befremdlich heraus. Und die Tochter ist
von Schneeengeln genauso fasziniert wie vom Vater der eine Apfelsine so in Schiffchen
schneidet als wäre es ein Zauberstück. In ihren Prosatexten erzählt Gisela von Wysocki
berückende Geschichten und erweckt biographische Einschläge zu neuem Leben. Ihnen bereitet sie
eine Bühne: Fundstücke unerwartete Wendungen und Ereignisse treten hervor werden aufrüttelnde
Gegenwart. Denn: »Alles dies lebt hat seine Wirklichkeit greift über auf uns die wir nach
Worten suchen.«