In einer der neuen Erzählungen Ralf Rothmanns denkt Fritzi eine junge Gitarristin über
William Shakespeare nach und findet: »Verglichen mit den Sorgen und Nöten seiner finsteren
Gestalten sind wir eigentlich nur Hühner oder? Shakespeares Hühner. Wir machen ein
unglaubliches Gegacker um lauter Kram - Prüfungen Lockenstäbe Handymarken Geld - und wissen
insgeheim doch alle dass es nicht das Wahre ist. Dass nichts das Wahre sein kann hinterm
Hühnerdraht.« Dramatische oder auch beglückende Wendepunkte im Leben schildert dieses Buch
dessen Sprache durch eine magische Genauigkeit besticht und ob wir nun vom Selbstbetrug eines
sterbenden Stasi-Beamten von einer missratenen Orgie an der Ostsee vom Wiedererwachen einer
Liebe in einem japanischen Kloster oder vom Gedächtnis des Schnees hören: »Es ist ja nicht
dieser oder jener Zustand der das Leben ausmacht« sagt Fritzi. »Es sind die Übergänge wie in
der Musik. Manchmal denke ich sogar der Tod ist nur ein Akkordwechsel.« Ralf Rothmann der
unangefochtene Meister der langen wie der kurzen Prosa hat Erzählungen geschrieben deren
Realismus von der Sehnsucht nach dem Unvermuteten befeuert wird voller Humor und Empathie. Und
deren Nachhall verändert.