Michel Foucault hat seiner Vorlesung am Collège de France aus den Jahren 1971 und 1972 den
Titel Theorien und Institutionen der Strafe gegeben. In ihr widmet er sich zum ersten Mal
Fragen der Macht und der Strafe den Praktiken und Institutionen der Disziplinierung die für
ihn dann zu einem zentralen Signum der modernen Gesellschaft werden und ihn bis zu seinem
großen Werk Überwachen und Strafen (1975) und darüber hinaus beschäftigen. Den Anfang machen
Untersuchungen zum mittelalterlichen Recht zu Buße und Marter sowie zu den Bauernaufständen
der Nu-Pieds in Frankreich im 17. Jahrhundert auf die der gerade in Entstehung begriffene
moderne französische Staat unter Richelieu mit seinen neuen Techniken der Erfassung
Einschließung und Disziplinierung reagiert. Foucault entdeckt hier einen historischen
Schlüsselmoment in der Entwicklung des Staates der modernen Disziplinargesellschaft einen
Bruch mit der rechtlich-politischen Ordnung der mittelalterlichen Welt den er in diesen
Vorlesungen akribisch am Quellenmaterial herausarbeitet.