Ottilie Wildermuth war eine der meistgelesenen deutschsprachigen Schriftstellerinnen des 19.
Jahrhunderts. Ihre Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und erschienen bis weit in das
20. Jahrhundert in hunderten Ausgaben. Sie wurde von angesehenen Literaturkritikern hohen
Adligen und bildungsfernen Schichten gleichermaßen geschätzt. Während Wildermuth um 1900 einen
kanonischen Status in der Literaturgeschichte einnahm ist sie heute weitgehend vergessen. Als
einer der besterhaltenen bürgerlichen Frauennachlässe des 19. Jahrhunderts erweist sich ihr
Nachlass jedoch als Fundgrube für die Forschung. Wildermuths Leben ihr Werk und ihre
Rezeption wurden bisher nicht grundlegend erforscht. Die wissenschaftliche Biografie untersucht
erstmals die unterschiedlichen Facetten ihres Wirkens: Die Studie wertet mehr als 3000 Briefe
sowie Tagebücher aus 30 Jahren erstmals umfassend wissenschaftlich aus. Wildermuth wird dabei
in ihren unterschiedlichen Rollen beleuchtet - als Bürgerin Christin Frau Freundin
Staatsbürgerin und schließlich als Schriftstellerin. Eine neue konsequent angewendete Methode
zur quellenbasierten Schätzung ihrer Gesamtauflage zeigt zudem die Konjunkturen ihrer
Popularität. Die Dissertation wurde mit dem Johannes-Brenz-Preis des Vereins für
württembergische Kirchengeschichte ausgezeichnet.