Erstmals untersucht eine Studie den Ursprung der sudetendeutschen Wiedergutmachungsforderungen
gegenüber Prag. Dabei zeigt sich dass diese Forderungen nicht erst im Zusammenhang mit der
Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei nach dem Ende des
Zweiten Weltkriegs entstanden sind. Vielmehr beruhen sie auf einer diskursiven Praxis die
ihren Anfang bereits in der Tschechoslowakei der Zwischenkriegszeit genommen hat als unter dem
Wiedergutmachungsbegriff der Ruf nach Kompensation für Schäden am sudetendeutschen
»Besitzstand« zusammengefasst wurde. Auf breiter Quellenbasis analysiert die Autorin die
Entwicklung der »Wiedergutmachung« zu einem zentralen sudetendeutschen Schlagwort nach 1919 und
fragt nach der Rolle die der Wiedergutmachungsbegriff bei der Zerschlagung der
Tschechoslowakei 1938 39 spielte. Die mit dem Begriff verbundene Erwartungshaltung auf
Entschädigung des beschädigten sudetendeutschen »Nationalbesitzstandes« sollte allerdings im
»Dritten Reich« nicht erfüllt werden.