Was die Love Parade mit der Antike verbindet? Der zutiefst menschliche Wunsch nach Ekstase.
Ausgezeichnet mit dem Dokumentale-Preis für das beste Sachbuch 2025 Wir alle sind von klein auf
danach süchtig: Wir sitzen auf der Schaukel wollen so schnell so hoch wie nur möglich und dann
im Zenit den Kopf nach hinten werfen und gefühlt aus dem eigenen Körper katapultiert werden
... Kontrollverlust geistige Entrückung größte Freude Selbsttranszendenz - all das stellt
nur eine kleine Auswahl der Zustände dar die Menschen als bewusstseinserweiternd und oft als
glückserzeugend erleben. Ein Begriff kommt dabei häufig zum Einsatz: Ekstase. Nicht zufällig
ist nach ihm eine Partydroge aus der Technoszene benannt. Ekstase tritt zu allen Zeiten und in
allen Kulturen auf: in Musik und Kunst Halluzination und Vision Tanz und Trance
Gemeinschaftsgefühl und Orgasmus. Dabei hat sie in der modernen Wissenschaft ein schlechtes
Standing: Spätestens seit der Aufklärung gelten solch irrationale Momente als primitiv ja gar
als Merkmal angeblich rückständiger Zivilisationen. Ganz anders als in der Antike wo Träume
Prophezeiungen Visionen und Orakel als selbstverständlich galten. Racha Kirakosian nähert sich
der Ekstase aus verschiedenen Richtungen: der des Individuums etwa anhand der Schmerzerfahrung
aber auch der des Kollektivs etwa beim Thema Massenwahn. Gekonnt vereint sie
Religionsgeschichte Kulturgeschichte und Medizin um eine spannende facettenreiche Seite
unseres Daseins zu beleuchten zu der auch dunkle Aspekte wie Misogynie Hexenjagd und
politische Manipulation gehören.