In einem war Heinrich Mann den meisten seiner Schicksalsgenossen voraus: Während seiner ersten
Exil-Station in Frankreich hatte er keinerlei Sprachprobleme. Er beherrschte das Französische
so sicher daß er manche Texte sofort im Idiom des Gastlandes abfaßte. Kaum aus Ber-lin
vertrieben publizierte er bereits seine ersten Artikel und Essays in der
radikal-demokratischen 'Dépêche' (Toulouse) im Herbst desselben Jahres 1933 erschien bei
Gallimard ein Sammelband seiner Arbeiten (Der Haß). Sechs Jahre später erschien ein weiterer
Band diesmal in dem Pariser Exil-Verlag 'Editions du 10 Mai' (in Erinnerung an den Tag der
Bücherverbrennung) der ebenfalls aus Arbeiten kompiliert war die überwiegend in der 'Depeche'
erstmals veröffentlicht worden waren. In der damaligen Verlagsankündigung hieß es: »'Mut' von
Heinrich Mann ist mehr als ein Essay-Band: dieses Buch ist ein historisches Dokument
aufschluß-reich für jeden der die erregenden Ereignisse des letzten Jahres miterlebt hat und
von bleibendem Wert für kommende Geschlechter. Das dramatische Geschehen unserer Tage wird
seiner Mystik entkleidet und in der wuchtigen Darstellung des großen deutschen Dichters
erleben wir mit tiefer Anteil-nahme mit wacherem Bewußtsein als im Augenblick der
einschneidenden Ereignisse was unsere Welt verändert hat: die deutsche Generalsrevolte die
Annexion Österreichs die Zerstückelung der Tschechoslowakei die Konferenz von München der
Kampf um Spanien. [...] Die mächtige Persönlichkeit Heinrich Manns tritt vor uns hin warnend
anklagend und wegweisend mit sicherer Hand die scheinbare Verwirrtheit des Völkerlebens
entwirrend und in großen klaren Linien ein geschlossenes Weltbild entwickelnd. Der frü-here
Präsident der Deutschen Dichterakademie treibt keine Agitation. Er zeigt Führer und Geführte
wie sie sind er erklärt die Zusammenhänge und er blickt in die Zukunft immer gewiß daß die
Vernunft die Moral eines Tages siegen werden - ein großer Humanist der uns zuruft: Mut!«Der
Essay-Band Mut erscheint mit dieser Ausgabe erstmals in Deutschland.