Herders Nachdichtungen haben Maßstäbe für die poetische Übertragung von Literatur gesetzt sie
haben Impulse für die literarische Entwicklung seiner Zeit mit oft bedeutenden
Langzeitwirkungen gegeben. Die Volkslieder gehören zu den Initialzündungen des Aufbruchs einer
neuen Dichtung um 1770 die Übertragung des Hohenlieds und sein Kommentar schufen die bis heute
akzeptierte Auffassung dieses umstrittensten aller biblischen Bücher. Der Cid regte
entscheidend die Romanzendichtung der 'Romantiker' an und diente im 19. Jahrhundert als
Schulbuch-Identifikationstext bürgerlich-liberalen Selbstverständnisses. Neben den
Übersetzungen bietet der Band mit einer Auswahl von Herders Gedichten und Kurzprosa Beispiele
vor allem der großen Reflexionsdichtungen als wichtiger Ausdrucksform von Herders
anthropologischer Philosophie. Der Kommentar legt besonderen Wert auf die literatur- und
übersetzungstheoretischen Gesichtspunkte und erschließt Herders immanente Poetik.