Thüringen ist für die deutsche Kultur- und Literaturgeschichte eine der wichtigsten
Kulturlandschaften. Im Hoch- und Spätmittelalter stellte die zunächst am Rande und später
inmitten des Reichs gelegene thüringisch-hessische Region ein Bindeglied zwischen den
Kernlanden und den seit dem Hochmittelalter kolonisierten Gebieten östlich von Saale und Elbe
dar. Insbesondere für die Ausprägung einer mittelalterlich-deutschen Literatur erlangte
Thüringen bald zentrale Bedeutung. Die Landgrafen gehörten bereits im ausgehenden 12.
Jahrhundert zu den ersten Förderern volkssprachiger Dichtung auch die Bischöfe die Klöster
und zunehmend die Städte - allen voran Eisenach und Erfurt - trugen in vielfältiger Weise zur
kulturellen Entwicklung bei. Die 1392 von Erfurter Bürgern gegründete Universität avancierte
rasch zu einem Kulminationszentrum von Wissenschaft und Bildung von nationaler und letztlich
europäischer Bedeutung. Mittelalterliche Texte und Handschriften aus der Region stehen
zunehmend im Blickpunkt der Forschung.