Die Wahrnehmung von Divergenzen zwischen Sprachnorm und gegenwärtigem Sprachgebrauch evoziert
bei Sprachteilhabern Unsicherheiten. Sprachberatungsstellen sind ein wichtiger Konsultationsort
zur Klärung von sprachlichen Zweifelsfällen. In diesem Band wird für ein Beratungskonzept
plädiert das nicht primär auf die Vermittlung von Sprachnormen ausgerichtet ist sondern das
die Ratsuchenden zur Sprachreflexion und Sprachbewertung anregen soll. Auf der Basis der an die
Sprachberatungsstelle der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg gerichteten Anfragen wird
das Auftreten und die Häufigkeit sprachlicher Probleme analysiert. Ausgehend von der Analyse
der Nachfragen werden Sprachgebrauchsveränderungen die sich nach der politischen Wende in den
neuen Bundesländern vollzogen haben beschrieben. Anfang Mitte der 90er Jahre standen Fragen zu
deutsch-deutschen Sprachproblemen und zum Umgang mit fremd empfundenen Sprach- und
Kommunikationsmustern im Mittelpunkt der Beratungstätigkeit. Die Anfragen geben darüber hinaus
Hinweise auf die im Sprachgebrauch bevorzugte Variante und erlauben eine Prognose über mögliche
Sprachnormveränderungen.