Der Zweck dieser Arbeit liegt darin zu untersuchen inwiefern der Begriff der diffusen
Interessen oder - wie die europäische Praxis sie nennt - kollektiven Interessen einen Beitrag
zur Theorie der Kollektivklagen bieten kann insbesondere ob er in der Lage ist die
prozessrechtliche Struktur derartiger Klagen besser als bisher zu erklären. Derzeit besteht
keine Einigkeit darüber welche konkrete Bedeutung dem Begriff der diffusen Interessen zukommen
soll. Zum einen werden teilweise die materiellen Aspekte des Begriffs hervorgehoben vor allem
durch die Tatsache dass bestimmte materielle Rechte wie ein Recht auf eine saubere Umwelt und
manche Verbraucherrechte a priori nicht individualisierbar sind oder die Betroffenen in einem
auf Durchsetzung dieser Rechte gerichteten Rechtsbehelf gar nicht anders als diffus bestimmt
werden könnten. Zum anderen werden aber auch seine prozessualen Züge wie beispielsweise die
Breitenwirkung der einer Kollektivklage zukommenden Rechtskraft betont. In dieser Arbeit wird
die Theorie der diffusen Interessen durch eine rechtsvergleichende Betrachtung in
unterschiedlichen Ländern sowie ihrer jeweiligen Durchsetzung durch Kollektivklagen begründet
wobei insbesondere die brasilianische und die deutsche Rechtspraxis einander gegenübergestellt
werden.