Nicht nur für das Theater geschriebene Musik verfügt über eine theatrale Schicht. Diese nicht
als etwas der Musik Hinzugefügtes sondern als etwas genuin Musikalisches zu begreifen ist das
Hauptanliegen dieses Buches. Der zweite Schlüsselbegriff neben dem Theatralen ist Latenz. Auf
der Ebene von in der Musik latent angelegten Schichten geht es um autobiographische Verweise
und Leerstellen in Werken von Alban Berg Franz Schubert und György Kurtág. Allen diesen Werken
ist nicht nur das Vorhandensein einer solchen latenten autobiographischen Schicht gemeinsam
sondern auch ein als modern zu bezeichnendes Verhältnis zur Form: das Fragmentarische. In
diesem Spannungsfeld zwischen Abschluss und Öffnung der Form findet die latente Theatralität
der Musik ihren Ort.