Am 10. Juli 1941 fiel die jüdische Bevölkerung der polnischen Kleinstadt Jedwabne einem Pogrom
zum Opfer. Hunderte Männer Frauen und Kinder wurden in einer Scheune verbrannt. Nur wenige
überlebten. Es war ein Verbrechen von unermesslicher Grausamkeit. Aber nur wenige Menschen
wurden dafür zur Verantwortung gezogen. Was an diesem Tag tatsächlich geschah - und durch
wessen Hand - sollte mehr als sechzig Jahre lang im Dunkeln bleiben. Erst das Buch Nachbarn
(2000) des Historikers Jan T. Gross legte dar dass es Polen waren die in Jedwabne geschützt
von den deutschen Besatzern ihre wehrlosen jüdischen Nachbarn umgebracht hatten - ein Schock
für die polnische Gesellschaft und Auslöser einer erbitterten Debatte um das Tabu eigener
Verbrechen gegen die jüdische Bevölkerung des Landes. Die Journalistin Anna Bikont macht sich
auf die Suche nach der Wahrheit. Sie reist immer wieder nach Jedwabne. Sie spricht mit
Überlebenden und mit Tätern mit Dorfbewohnern Historikern und Politikern. Sie durchforstet
Prozessakten und Zeitungsarchive. So unerbittlich wie behutsam rekonstruiert sie nicht nur die
Gewalttat und die Umstände die sie ermöglicht haben - sie zeichnet zugleich das Porträt einer
Stadt die sich der Erinnerung bis heute verweigert.