Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur Note: 2
0 Universität Potsdam (Institut für Germanistik) Veranstaltung: Literatur und Emotionen
Sprache: Deutsch Abstract: Menschen reagieren auf fiktionale Ereignisse ebenso emotional wie
auf das wirkliche Leben. Solche Gefühlsreaktionen bedeuten jedoch in den meisten Fällen keine
Verwechslung von Realität und Fiktion sondern sind ein Produkt angeborener sozialer
Verhaltensweisen und komplexer neuronaler Vorgänge. Reaktionen wie Schrecken und Mitleid zum
Beispiel geschehen spontan fast reflexartig. Aber auch über Gedanken lassen sich Emotionen
hervorrufen: Bestimmte literarische Textsorten vorwiegend lyrische Texte appellieren an das
Einfühlungsvermögen des Lesers und lassen ihn an der Gefühlswelt fiktionaler Personen
teilhaben.Theodor Fontanes Roman Effi Briest ist einer der bekanntesten und meist
erforschtesten Romane der Literaturwissenschaft. Es stellte sich mir die Frage warum das so
ist. Dabei stieß ich auf zahlreiche Rezensionen zum Werk aus damaliger und heutiger Zeit die
immer wieder einen Ausdruck von Gefühlen spüren ließen. Ja die arme Effi! schrieb Fontane
selbst am 2. März 1895 nachdem der letzte Teil des Romans in der Deutschen Rundschau
vorabgedruckt war an den Verleger Hans Hertz. Bei genauerer Betrachtung der Rezensionen kam es
mir so vor als wecke Fontanes Roman Emotionen jeglicher Art beim Leser. Es ist die Rede von
Trauer und Tränen aber auch von innerem Frieden. Kann man nun davon ausgehen dass Effi Briest
den Leser emotional gefangen nimmt so wie es Tucholsky beschreibt? Wenn ja wie erzeugt dieser
Roman eine ästhetische Präsenz die zugleich als messbare Emotion (Trauer Glück o.ä.) erfahren
wird? Und letztlich bleibt die Frage wie ein literarischer Text auch bei wiederholter Lektüre
oder in anderen zeitlichen Kontexten immer wieder die gleichen bzw. ähnliche Erregungszustände
stimulieren kann? Diese Arbeit soll anhand von sprachlichen und motivischen Besonderheiten im
Werk darstellen wie Theodor Fontane es geschafft hat eine gewisse ästhetische Präsenz zu
erschaffen die beim Leser Emotionen bzw. Stimmungen hervorrufen. Dazu ist es vorab notwendig
den Begriff Emotion zu definieren. Anschließend möchte ich darstellen welche literarischen
Möglichkeiten es zum Auslösen von Emotionen gibt. Dabei beziehe ich mich im Kapitel 4.1. auf
Simone Winkos Werk: Kodierte Gefühle. Zu einer Poetik der Emotionen in lyrischen und
poetologischen Texten um 1900. Diese Erläuterungen werden dann genutzt um den Roman Effi
Briest auf seine ästhetisch-emotionale Präsenz zu untersuchen