Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Klassische Philologie - Latinistik - Literatur
Note: 2 3 Universität Hamburg Sprache: Deutsch Abstract: Petrarcas Bewunderung für Cicero
ist ein wichtiges Moment seiner Begeisterung für die Antike denn für ihn ist jener neben
Vergil das größte Vorbild. Ein anschauliches Beispiel bildet der zitierte Ausschnitt der aus
seinen Altersbriefen den Seniles stammt und die Verbrennung seiner lateinischen
Lieblingsbücher durch den Vater referiert. Nicht nur weil die Niederschrift erst Jahre nach dem
Erlebnis erfolgte sondern auch weil es sich bei der väterlichen Verachtung scheinbar nutzloser
Bücher um einen beliebten (antiken) Topos handelt darf an dem historischen Wahrheitsgehalt
sicherlich gezweifelt werden. Dennoch gibt es Gründe weshalb Petrarca dieses Erlebnis fingiert
und seinen Lesern präsentiert. Die Erzählung gilt nämlich als Symbol seiner leidenschaftlichen
fast sinnlichen Hingabe (zumindest während der Jugendjahre) und Rezeption der antiken Literatur
insbesondere Cicero und Vergil. Diese umfassende Begeisterung steht in einem krassen
Widerspruch zu der kritischen Haltung die Petrarca in seinen Briefen an Cicero vertritt. In
den Familares XXIV 3 und XXIV 4 betont Petrarca zwar stets die stilistische Brillanz und den
Intellekt Ciceros zugleich liefert er aber ein vernichtendes in Teilen sehr modern anmutendes
Urteil über Cicero. Dieser habe sein Leben nicht an seinen eigenen idealistischen Maßstäben
orientiert und sich im höchsten Maße unphilosophisch verhalten. Sowohl seine politische
Tätigkeit als auch sein Verhalten gegenüber Vertrauten wäre bestimmt gewesen von emotionalen
Schwankungen ohne Rücksicht auf Rationalität. Wo liegen die Gründe für diesen Sinneswandel und
die vernichtende Kritik Petrarcas an seinem großen Vorbild?