Ausgangspunkt des vorliegenden Bandes ist der einzigartige historische Moment des Anarchismus
in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts in Bezug nicht nur auf seine politische sondern
vor allem auf seine kulturelle Bedeutung. Anarchismus wurde zum kreativ-zerstörerischen Prinzip
der avantgardistischen Bewegungen die aus der immer akuteren Krise der europäischen Ordnung
und der bürgerlichen Gesellschaft jener Jahre entstanden. Das avantgardistische Moment
getragen von einer europäischen Intelligenz zwischen ästhetischem Protest und politischer
Revolte zielte auf die Überwindung der Grenzen zwischen Kunst Leben und Politik und entfachte
eine Suche sowohl nach neuen Möglichkeiten in der Kunst wie auch nach neuen antibürgerlichen
gesellschaftliche und sexuelle Befreiung versprechenden Lebensformen angefangen von
Künstlerkolonien bis hin zu politischen Kommunen. Das Ergebnis war ein Ferment von Kreativität
und Provokationen von dem alle späteren anarchistischen Bewegungen - von den Situationisten
bis zum Mai 68 von der Beat-Generation bis zur kalifornischen New Age und zur Pop Art -
inspiriert wurden.