Domagk ist bisher als Forscher beschrieben der völlig unbeeinflusst vom Nationalsozialismus
geblieben ist. Dies war nur möglich indem die Zeit des Nationalsozialismus ausgeblendet wurde.
Darunter fallen auch seine Verdienste als Tuberkuloseforscher nur unvollständig sind sie nach
dem Krieg rezipiert worden. Sie hätten Domagks Eingebundenheit in das NS-System offenbart.
Diese bleibt deshalb so unbekannt weil seine Gestapo-Haftzeit ihn immun gegen kritisches
Nachfragen machte. Auf Anordnung Hitlers wurde er im Zuge der Nobelpreisehrung für dreieinhalb
Tage inhaftiert was entgegen vorliegender Dokumente als Beweis seiner oppositionellen Haltung
interpretiert wird. Seine von ihm Anfang der 1960er Jahre verfassten Lebenserinnerungen in
denen er sich durchaus als Hitlersympathisant zu erkennen gibt werden ab 1990 zu einem
authentischen Tagebuch umgedeutet mit dessen Hilfe Domagks angeblich kritische Haltung im 3.
Reich bewiesen werden soll. Ebenso kommt das Schicksal seines frühen Mitstreiters Paul Bosse
und dessen Sulfonamidbuch von 1943 zur Sprache. Beide Domagk und Bosse setzten sich schon
früh für die Behandlung von Kriegswunden mit Sulfonamiden ein.