Studienarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Russistik Slavistik Note: 1 0
Ruhr-Universität Bochum (Lotman-Institut) Sprache: Deutsch Abstract: Der Dual ist ein in den
meisten slavischen Sprachen bereits geschwundener Numerus und dürfte auf den ersten Blick somit
von vielen als irrelevant für die Auseinandersetzung in Form einer wissenschaftlichen Arbeit
angesehen werden. Führt man sich jedoch vor Augen dass einige Überreste im Polnischen auch
heute noch in Gebrauch sind kommt das Interesse insbesondere seitens der diachronen
Sprachwissenschaft doch auf. Dabei lassen sich mehrere zentrale Fragen bezüglich des Duals
bilden. Wo hat der Dual aus diachroner Sicht betrachtet seinen Ursprung? Welche Wortarten waren
oder sind noch vom Dual betroffen? War sein Schwund eine Parallelentwicklung in allen
slavischen Sprachen oder lassen sich Unterschiede bezüglich des Entwicklungsprozesses erkennen?
Ab wann verlor der Dual seine Obligatheit und Syntaktik? Warum kam es überhaupt zum Schwund des
Duals? In welchen Verhältnis stehen Umgangssprache und Schrift- beziehungsweise
Literatursprache diesbezüglich zueinander? Welche Wortarten waren besonders stark vom Schwund
der Dualform betroffen und bei welcher Wortgruppe war die Verwendung des Duals besonders
häufig? Und warum heißt es im Polnischen eigentlich mal w rekach und mal w reku? In der
vorliegenden Hausarbeit versuche ich all diesen Fragestellungen nachzugehen und bisherige
Thesen und Erkenntnisse diverser Sprachwissenschaftler einander gegenüberzustellen. Zu Beginn
binde ich die grammatische Kategorie Numerus in einen gesamtslavischen beziehungsweise
weltsprachlichen Kontext ein indem ich die Situation in anderen slavischen und nichtslavischen
Sprachen kurz beleuchte. Es folgt anschließend eine Trennung zwischen der morphologischen und
der syntaktischen Ebene. Während im morphologischen Teil der Arbeit sowohl die Formen des Duals
als auch ihre diachrone Entwicklung von der proto-indoeuropäischen Phase bis zum Sprachzustand
des heutigen Polnisch thematisiert werden widmet sich der syntaktische Teil tiefgründiger den
einzelnen Satzgliedern Pronomen Verb Substantiv und Adjektiv beziehungsweise der Frage
inwiefern bezüglich des Duals eine Kongruenz im Satz zu erkennen war. Im letzten Teil wird
schließlich die Verwendung des Duals in der Literatursprache unter Berücksichtigung von Werken
berühmter polnischer Schriftsteller wie Jan Kochanowski Mikolaj Rej Adam Mickiewicz oder
Henryk Sienkiewicz betrachtet.