Sowohl im Buchhandel als auch in der schulischen oder Privatlektüre von Kindern und
Jugendlichen ist zu beobachten dass Kinder- und Jugendliteratur fast ausschließlich als
Gegenwartsliteratur behandelt wird. Selbst im theoretischen Zugang auf diese Literaturgattung
befasst man sich verständlicher Weise zum überwiegenden Teil mit ihrer Aktualität und nicht mit
ihrer historischen Entwicklung. Aber schon bei der Kanon-Diskussion stellt sich die Frage was
an älteren Werken sollte noch im Gespräch bleiben? Kinderbuch-Klassiker wie »Oliver Twist« oder
»Alice« aus dem tiefen 19. Jahrhunderten lassen erkennen dass die allgemeine
Literaturgeschichte von bisweilen sehr faszinierenden Kindheits- und Jugend-Vorstellungen
begleitet wird. Sie sind Gegenstand einer Geschichte der Kinder- und Jugendliteratur zu der es
auch in Österreich seit geraumer Zeit zahlreiche Publikationen gibt. Das vorliegende Buch
stellt sich die Aufgabe die Vielzahl solcher Beobachtungen mit Konzentration auf das 20.
Jahrhundert in ihren teils beharrenden und teils innovativen Entwürfen und Experimenten
erkennbar zu machen. Damit soll ein wenig beachtetes vielfach aber erstaunliches
Quellenmaterial in größeren stoff- und motivgeschichtlichen Zusammenhängen freigelegt werden.
Im ersten Teil erfolgt dies in Jahrzehnten-Übersichten im zweiten in Einzelstudien zu den
wichtigsten Werken und ihren Autorinnen und Autoren.