Die Sibyllen waren im Altertum weissagende Frauen die erstmals in Kleinasien belegt sind und
später unter verschiedenen Namen in unterschiedlichen Gebieten verbreitet waren. Die
sibyllinische Prophezeiung zählt zum prophetischen Schrifttum in dem alttestamentliche
christliche und profane Inhalte geschickt zu einem Ganzen verwoben sind gleichzeitig aber auch
der Zeitgeist des Entstehens zum Ausdruck kommt. Der messianische und apokalyptische Charakter
der Prophezeiungen wurde in den frühen nachchristlichen Jahrhunderten als göttliche Offenbarung
verstanden was im Schrifttum und in der christlichen Kunst zum Ausdruck kommt. Religion und
Volksglaube wurden in der Folge immer mehr entzweit zugunsten heterodoxer und ketzerischer
Kreise. Am Beginn der Neuzeit erblühte eine enorme Vielfalt von Weissagungen aller Art in den
verschiedensten Bereichen: Politik Religion Zeit Eschatologie. Die maschinschriftliche
Fassung der Sibylle aus der Wörthersee-Region stellt eine Variante der 1850 in Leitomischl
anonym erschienenen Sibyllinischen Bücher einer deutschen Übersetzung der tschechischen
Proroctví Michaldy králowny ze Sáby trinácté Sibylly dar. Die Weissagungen bleiben immer
mehrdeutig und sind stets im kulturellen religiösen gesellschaftspolitischen und historischen
Kontext zu sehen.