Zurückhaltung und große Höflichkeit bestimmten in der japanischen Gesellschaft traditionell den
Umgang zwischen Mann und Frau. Welchen kulturellen Wurzeln entsprang ihr Liebesleben? Welche
Rolle spielten beispielsweise die Architektur des Landes und die Vorliebe für verschattete
Räume? Wer Japan und japanische Sinnlichkeit verstehen will muss Tanizaki lesen. Japanerinnen
waren lange von einer Aura des Mysteriösen umgeben: blass wie der Mondschein leise wie das
Zirpen von Insekten und sanft wie die Tautropfen auf den Gräsern - so wurden sie in der
Literatur beschrieben. Verhaltene nur angedeutete Zärtlichkeit zeichnete ihr Verhältnis zu den
Männern aus. Und doch wusste genau diese Nuancierung des Erotischen genannt iroke weit mehr
zu bezaubern als allzu große Offenheit und Leidenschaftlichkeit. Eine noch so schöne Frau hat
wenn sie einmal völlig nackt dasteht nichts mehr was sie enthüllen könnte schreibt Tanizaki.
In seinen geistreichen Essays der 1930er-Jahre die mit diesem Band vollständig vorliegen
entwarf er ein einzigartiges Panorama japanischer Sitten und Kultur.