Nach den Worten Bischof Thietmars von Merseburg reicht die kaiserliche Tradition Merseburgs in
die Zeit der Antike zurück: Julius Caesar selbst soll hier eine Stadt zu Ehren des römischen
Gottes Mars errichtet haben. Tatsächlich war Merseburg seit ottonischer Zeit bis in das
beginnende 14. Jahrhundert eine der bedeutendsten Königspfalzen im Reich. Hier fanden wichtige
Hoftage statt auf denen europäische Politik verhandelt und gestaltet wurde. Besonders für
Polen Böhmen und Skandinavien sind auf Merseburger Hoftagen entscheidende Weichenstellungen
erfolgt. Im Rahmen dieses weitgespannten Hintergrundes ist auch die Geschichte des Merseburger
Domes zu sehen.Eigenhändig legte Thietmar am 18. Mai 1015 die Grundsteine zum heutigen Dom.
Kaiser Heinrich II. hatte kurz nach seiner Kaiserkrönung 1014 den Auftrag zum Neubau der
Kathedrale in seiner Lieblingspfalz Merseburg gegeben. Die Baugestalt und Ausstattung des Domes
wurde besonders durch die Ereignisse des Investiturstreits im ausgehenden 11. Jahrhundert
geprägt als der Gegenkönig Heinrichs IV. Rudolf von Rheinfelden im Dom prachtvoll bestattet
wurde.Erlesene Kunstschätze aus europäischen Sammlungen beleuchten in Ausstellung und Katalog
die große Kaisertradition Merseburgs und seiner Kathedrale vor allem die Verehrung des
heiligen Kaiserpaares Heinrich II. und Kunigunde. Zum Jubiläum wird die Grabkapelle Bischof
Sigismunds von Lindenau mit ihrem bedeutenden Cranachaltar wiedererstehen. Sie belegt in ihrer
Heinrichsverehrung die Erinnerung an die königlichen Zeiten Merseburgs und ist in ihrer
Ikonographie ein Monument des reichsunmittelbaren Bistums Merseburg.Der Merseburger Dom
spiegelt in dieser Ausstellung in faszinierender Weise entscheidende Facetten deutscher und
europäischer Geschichte wider.