Von Schönheit - meint der Astrolog im zweiten Teile des Göthe'schen Faust - von Schönheit ward
von jeher viel gesungen. Und in der Tat: nicht nur aus der Sänger aus unser aller Munde
vernimmt man ihren Preis so oft der Panzer den Eitelkeit und Berechnung um unser Herz
geschmiedet von der Allgewalt der Empfindung gesprengt wird so oft uns einmal die Seele
aufgeht. Was bewundern wir nicht Alles als schön! - Im Dämmerlichte der Alpensee fern überragt
von leichenweißer Gletscherkette - wo ist der Mensch dem nicht gleichviel in welcher Sprache
das O wie schön! entschösse er müßte es denn vor innerer Rührung nicht durch der Lippen Tor zu
bringen vermögen? Es ziehen Drei über Berg und Tal. Der Eine schaut mit Entzücken vorwärts auf
den zackig zerrissenen Fels der seine Nadeln und Hörner in die Wolken streckt des Andern
Blicke hängen selig an den regelrechten Kristallsäulen des violetten Amethysts den er sich
mühsam aus dem Steinbruche geklaubt während der Dritte nicht müde wird den gewaltigen
Kastanienbaum am Wege zu bestaunen und von drei Seiten her schallt's wie aus einem Munde: Wie
schön! [...] Albert Grün beschreibt in seinem vorliegenden Werk die Grundlagen der Ästhetik. Er
geht dabei auf die Schönheit die Kunst sowie das Kunstideal und Leben ausführlich ein. Dieses
Buch ist ein unveränderter Nachdruck der Originalausgabe von 1856.