» Es gibt die klassische Ausbeutung - und es gibt die Ausbeutung in der Mode.« Giulia
Mensitieri Da ist die Fotostylistin Mia - Pradatasche Jeans Kapuzenpulli - der Giulia
häufiger begegnet und sofort fasziniert ist von den Gegensätzen die Mias Berufsleben
bestimmen: Während sie erster Klasse um die Welt fliegt und in Fünf-Sterne-Hotels nächtigt um
ihre Aufträge zu erledigen kann sie ihre Miete kaum bezahlen geschweige denn ihre
Telefonrechnung. An Mias Seite erforscht Giulia daraufhin die Pariser Modewelt die längst zur
Industrie geworden ist. Sie führt Gespräche mit Stylisten und Stylistinnen mit Designern
Visagistinnen Fotografen und Models am Rande von Fotoshootings nach Modenschauen bei
Verabredungen in angesagten Cafés. Als ihr dieser Eindruck nicht mehr ausreicht beginnt sie
selbst ein unbezahltes Praktikum bei dem unabhängigen belgischen Designer Franck - und erlebt
die Herabwürdigung die Aggression und die konstante Überforderung auf die vonseiten der
Mitarbeiterinnen zumeist mit Unterwürfigkeit und noch härterer Arbeit reagiert wird. Denn so
sind eben die Regeln des Spiels: Wer nicht durchhält der war es nicht wert dabei zu sein.
Mode das wird in dieser beeindruckend recherchierten und packend geschriebenen Ethnografie
rasch klar ist ein glänzendes Beispiel für die Perfidie des modernen Kapitalismus in dem die
Vereinzelung der Subjekte so weit vorangetrieben ist dass es kein Außerhalb der Identifikation
mit der eigenen Arbeit mehr gibt. Mit der zugewandten Offenheit und Neugier der Ethnologin und
ohne auf vorgefertigte Bilder zu vertrauen dringt Giulia Mensitieri in die Untiefen unserer
hyperkapitalistischen Gegenwart vor in der der Schein das Sein bestimmt.