Ein Ruder aus Guyana eine Flechtkiste aus Sulawesi ein Perlengürtel von der Ilha de
Moçambique ein Album voller Visitenkarten Zeitungsschnipsel: alles Objekte die das Leben von
Wilhelm Joest spiegeln: 1852 geboren war er einer der vielen Reisenden Sammler und Fotografen
des 19. Jahrhunderts. Als wohlhabender unabhängiger Forscher mit eigenen Interessen und
Sammlungsbegründer des Rautenstrauch-Joest-Museums in Köln war er Teil des Netzwerks um den
Gründungsdirektor des Berliner Museums für Völkerkunde Adolf Bastian und den Universalgelehrten
Rudolf Virchow. Joest selbst war einer aus der zweiten Reihe getrieben davon immer nur weg zu
wollen - und sich vor allem nicht zu langweilen. Erst mit 30 fand er in der Ethnologie endlich
einen Grund dieses Leben zu leben: Er reiste sammelte Objekte forschte - und schrieb
darüber. In seinen dichten Tagebüchern in Reportagen die er von unterwegs an Zeitungen
schickte Reisebüchern die zu Bestsellern wurden und in Briefen und sorgfältig recherchierten
wissenschaftlichen Texten. 1896 brach er auf in die Südsee auf unbestimmte Zeit. Ein
Jugendtraum. Von dieser Reise sollte Joest nicht mehr zurückkehren.Anne Haeming skizziert ein
multiperspektivisches Bild eines Mannes und seiner von Widersprüchen und imperialem
Machtstreben bestimmten Zeit. Sie erzählt ein Leben zwischen Reisen Forschen Sammeln und dem
Berliner Alltag zwischen Museum Auktionshaus Kneipen und Tiergartenviertel. Dabei lenkt sie
den Blick auf die tragischen Zusammenhänge von Kolonialismus ethnografischen Objekten
Karrierismus und Nationalpolitik.