Der Forschungsreisende und weit vernetzte Ethnologe Wilhelm Joest war in seiner Welthaltung von
Grund auf multiperspektivisch. Er schrieb wissenschaftliche Aufsätze kurze Reisereportagen
sowie ausführliche Reisebücher gleichermaßen machte sich Gedanken zu deutschen Kolonien in
Afrika wie auch zu geflohenen Sklaven in Guyana und Suriname. Der Fokus auf einzelne
Objektgattungen gehörte ebenso zu seinem Schaffen wie seine Überzeugung ganze Gemeinschaften
als »Kulturen« einschätzen vergleichen und beurteilen zu können. Aus Indien nach Santa Cruz
durch die Ethnologie versammelt die wichtigsten und exemplarischen Schriften Joests aus dessen
Privatsammlung 1901 das Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln hervorging. In seinen Texten werden
die Persönlichkeit aber auch die Zeit in der lebte deutlich - und damit seine auch
rassistische und koloniale Perspektive von Europa aus auf die Welt. So offenbart sich eine Welt
und ein vielseitiges Leben: Berichte von einem Besuch im indischen Punjab beim Maharadscha von
Patiala wie von einer Reise nach Sulawesi. Das Tagebuch seiner Reise 1897 nach Santa Cruz
beendet den Band mit den letzten Tagen von Joests Leben.