Ist Politik moralisch? Keinesfalls meint Norbert Bolz. Sie ist vielleicht ideologisch
Kampfplatz widerstreitender Interessen - aber gut und schlecht sind hier keine Tatsachen
sondern bestenfalls Verhandlungssache. In seinem neuen Essay fordert der streitbare Philosoph
und Medienwissenschaftler daher die Emanzipation der Politik von der Moral und stellt sich
damit in die Tradition der Staatsräson von Machiavelli bis Max Weber. Bolz kritisiert die
Rhetorik von Protestbewegungen und NGOs deren Waffe die Emotionalisierung und Moralisierung
politischer Fragestellungen ist und deren Verachtung der Realpolitik gilt. Die Politisierung
aller Lebensbereiche und die damit einhergehende Moralisierung aller Politik führt zur
Entdifferenzierung unserer gesellschaftlichen Verhältnisse. Mit Blick auf die
(Theorie-)Geschichte unserer westlichen Demokratien von Aristoteles über Machiavelli und Hobbes
bis Rousseau und Schmitt zeichnet Bolz die Entwicklung des Verhältnisses von Politik und Moral
nach. Der Autor knüpft damit an seinen Essay »Die Avantgarde der Angst« an und gibt seinen
dortigen Überlegungen einen theoretischen Überbau.