Er bringt den Frühling die Kinder den Neuanfang. Wenn er dann im Laufe des Sommers auf seinen
langen roten Beinen durch die frisch gemähten Wiesen stakst und abends in den Horsten noch
einmal laut klappert scheint nicht nur die natürliche Umwelt intakt sondern auch die
moralische Ordnung. Bereits die griechische Antike erfand ein Wort für den Mythos dass
Storchenkinder im Alter ihre Eltern versorgen. Und nicht nur wegen Märchen wie Kalif Storch
kann der Vogel bis heute als monogam gelten obwohl das empirisch längst widerlegt ist: Die
Treue gilt dem Nistplatz nicht dem Partnervogel. Während man über Jahrhunderte rätselte wo
der Storch wohl überwintert lässt sich heute mit Peilsendern die Zugroute detailliert
nachvollziehen. Und damit wird auch klar dass sie sich durch den menschengemachten Klimawandel
drastisch verändert: Statt nach Afrika zu fliegen überwintern sie im europäischen Süden und
ernähren sich von Resten die sie auf Müllkippen finden. Ausgehend von eigenen Beobachtungen
erzählt Johannes Zeilinger von einem Vogel über den es trotz ¿Storchenbiss¿ ¿Storchenschere¿
oder dem ¿Storch des Mannes¿ so viel mehr zu berichten gibt als unser Bild von ihm vermuten
lässt.