Balzacs Exzesse mit Kaffee bei der nächtlichen Schreibarbeit an seiner monumentalen
Menschlichen Komödie sind legendär. Weniger bekannt ist dass dieser berühmteste Kaffeetrinker
der europäischen Literatur 1839 eine Abhandlung über moderne Stimulanzien veröffentlicht hat
die als eine allgemeine Physiologie der Exzesse mit den Genussmitteln und Drogen der westlichen
Zivilisation angelegt ist. Balzac sucht hier das Umschlagen von Lust in Qual zu fassen
angesichts der fatalen Spiralbewegung die den Menschen vom bewussten Akt des Genießens zur
willenlosen Hingabe an die Sucht treibt. Dabei testet der Schriftsteller seine vielfach bis
heute gültigen Grundaxiome auch anhand einer Reihe von Selbstexperimenten mit Wein Kaffee und
Tabak. Doch Balzac ist sich bewusst dass sich die Folgen des Konsums nicht auf die Person
beschränken. Denn auch die Geschicke eines ganzen Volkes hängen offenbar von seiner
Ernährungsweise ab - so mag Russland eine durch den Alkohol aufrechterhaltene Autokratie sein
und wer weiß ob der übermäßige Schokoladenkonsum nicht eine entscheidende Rolle beim
Niedergang des spanischen Imperiums gespielt hat. Balzacs Abhandlung über moderne
Stimulanzien bietet demgegenüber einen vollkommen risikofreien Lesegenuss. Neben diesem hier
erstmals separat edierten Stück der Analytischen Studien enthält der Band auch den bisher
unübersetzten Text »Das Opium« der ihn in einem faszinierenden Dialog mit dem bekennenden
englischen Opiumesser Thomas De Quincey zeigt.