Erstmals in der deutschen Literaturgeschichte dichtete Michel Beheim in größerer Anzahl
Perikopenlieder welche die Evangelienabschnitte textnah versifizierten. Das zukunftsweisende
Potential dieses neuen Liedtyps wurde von Beheims höfischem Publikum das bis zum Kaiserhof in
Wien reichte jedoch nicht erkannt. Erst bei den städtischen Meistersingern ab Hans Sachs
reüssierte das Perikopenlied zu einem festen Liedtyp - nunmehr im Dienst der Reformation. Die
Gegenüberstellung von Michel Beheim und Hans Sachs liefert nicht nur neue Erkenntnisse für die
Literaturgeschichte sondern auch für die Kirchen- und Frömmigkeitsgeschichte zur
vorreformatorischen Zeit. Der literaturwissenschaftliche Ertrag der Untersuchung ergibt sich
aus der formalen und sprachlichen Analyse der textnahen Versifikationen in den
unterschiedlichsten Strophenformen.