Den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verleiht der Börsenverein im Jahr 2020 an den
Wirtschaftswissenschaftler Amartya Sen. Wir ehren mit ihm einen Philosophen der sich als
Vordenker seit Jahrzehnten mit Fragen der globalen Gerechtigkeit auseinandersetzt und dessen
Arbeiten zur Bekämpfung sozialer Ungleichheit in Bezug auf Bildung und Gesundheit heute so
relevant sind wie nie zuvor. Gesellschaftlichen Wohlstand nicht allein am Wirtschaftswachstum
zu messen sondern immer auch an den Entwicklungsmöglichkeiten gerade für die Schwächsten
gehört dabei zu seinen wichtigsten Forderungen.Amartya Sen hebt Solidarität und
Verhandlungsbereitschaft als essentielle demokratische Tugenden hervor und beweist dass
Kulturen keine Quelle des Streits um Identitäten sein müssen. In eindringlichen Darstellungen
zeigt er wie Armut Hunger und Krankheit mit fehlenden freiheitlichen Strukturen
zusammenhängen. Mit dem »Human Development Index« dem »Capabilities Approach« und den »Missing
Women« hat er früh Konzepte vorgelegt die bis heute hohe Maßstäbe für die Ermöglichung
Gewährleistung und Bewertung gleicher Chancen und menschenwürdiger Lebensbedingungen
setzen.Sein inspirierendes Werk ist Aufruf dazu eine Kultur politischer Entscheidungen zu
fördern die von der Verantwortung für andere getragen ist und niemandem das Recht auf
Mitsprache und Selbstbestimmung verwehrt.Amartya Kumar Sen wurde am 3. November 1933 in
Shantiniketan in Indien geboren. Er lehrt als Professor für Wirtschaftswissenschaften und
Philosophie an der Harvard University in Cambridge (Massachusetts) und hat die Thomas W. Lamont
University Professur inne. Mit seinem vielfältigen wissenschaftlichen Werk leistet er
bedeutende Beiträge unter anderem zur Wohlfahrtsökonomie Sozialwahltheorie
Entscheidungstheorie zur Analyse von Hunger und Armut sowie zur Entwicklungsökonomie. Zugleich
setzt sich der Wirtschaftsphilosoph zu dessen Forschungsthemen auch Public Health und Gender
Studies gehören unermüdlich für Demokratie Freiheit und globale Gerechtigkeit ein.1998 wurde
er mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geehrt. 2020 erhält Amartya Sen der als
einer der wichtigsten Denker unserer Zeit gilt den Friedenspreis des Deutschen
Buchhandels.Amartya Sen stammt aus einem traditionsreichen akademischen Elternhaus und
verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Dhaka der heutigen Hauptstadt von Bangladesch. Seine
Schulausbildung beendete er in seiner Geburtsstadt Shantiniketan. Geprägt wurde sein Aufwachsen
durch die Unabhängigkeitsbewegungen in Indien während der 1940er Jahre und von den
Auseinandersetzungen zwischen Hindus und Moslems die ebenfalls in dieser Zeit stattfanden
sowie von der großen Hungersnot in Bengalen 1943.Nach einem Studium der
Wirtschaftswissenschaften am Presidency College in Kalkutta wurde er 1959 am Trinity College
in Cambridge England promoviert und widmete sich gleichzeitig dem Studium der Philosophie was
sich in einer Vielzahl seiner späteren Arbeiten niederschlägt: Problemstellungen der
ökonomischen Theorie treffen auf Moralphilosophie und Ethik.In den 1960er Jahren lehrte Amartya
Sen als Gastprofessor am Massachusetts Institute of Technology sowie in Stanford Berkeley und
Harvard. Anschließend war er Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Delhi School of
Economics der Universität von Delhi (1963-1971) und der London School of Economics (1971-1977)
sowie Drummond Professor of Political Economy der Universität Oxford (1977-1987) . Von 1988 bis
1998 hatte er die Thomas W. Lamont University Professur an der Harvard University inne bis er
1998 zum Direktor des Trinity Colleges in Cambridge England berufen wurde. 2004 kehrte er als
Thomas W. Lamont University Professor sowie als Professor für Wirtschaft und Philosophie an die
Harvard Universität zurück.