In seiner umfangreichen Studie dokumentiert Peter Selg den Weg den Christian Morgenstern in
den Jahren 1909 bis 1914 in der Aufnahme der Anthroposophie ging. Unter Berücksichtung von
Morgensterns lyrischer Arbeit seinen Korrespondenzen sowie den Aphorismen beschreibt Peter
Selg die Entwicklung dieser Jahre auch innerhalb der anthroposophischen Bewegung selbst. Die
Vorgänge die mit der Begegnung Christian Morgensterns und Rudolf Steiners vor und nach 1914
verbunden sind haben eine große geistige Kraft und sollten nicht aus dem Blick verloren
werden. Von ihrem wirklichen Verständnis ihrer Vergegenwärtigung und Durchdringung - ihrem
zukunftsbezogen Eingedenksein im Sinne Walter Benjamins - hängt vieles ab was mit dem
Wirksamwerden der Anthroposophie des esoterischen Christentums und einer dem geistigen Aufbau
verpflichteten Kultur verbunden ist. Christian Morgenstern wurde Zeuge der zentralen
Christologie Rudolf Steiners die er verinnerlichte und nach seinem Erdenabschied mit in die
geistige Welt nahm: Indem er aufnahm die anthroposophische Lehre (über den Christus) indem er
diese anthroposophische Lehre mit seiner Seele so verband dass sie wirklich das geistige
Herzblut seiner Seele wurde hat er diese Lehre auch so in seiner Seele aufgenommen dass diese
anthroposophische Lehre für ihn den Christus als Substanz in sich enthielt. Er hat sie mit der
Christus-Wesenheit zugleich aufgenommen. Der Christus wie er in unserer Bewegung lebt ist in
seine Seele zugleich übergegangen. (Rudolf Steiner). In den zwölf Monaten nach Christian
Morgensterns Tod sprach Rudolf Steiner wiederholt und in differenzierter Weise über den
nachtodlichen Weg des Freundes den Peter Selg im letzten Teil seiner zukunftsweisenden Studie
in die Betrachtung einbezieht. »Mit Rudolf Steiner ist eine Gestalt unter uns getreten die
etwas ganz Neues für die Entwickelung der menschlichen Seele bedeutet. Er beschließt in einem
gewissen Sinne die Geschichte der Philosophie die eine lange Zucht rein exoterischen Denkens
umfasst und begründet - nicht als Erster überhaupt aber als erster Philosoph als erster
Gelehrter und Forscher - die spirituelle Wissenschaft vom Menschen als einer kosmischen
Wesenheit: die - Anthroposophie. Vor ihm und seinen Forschungen darf sich auch der
Unabhängigste von neuem besinnen und revidieren. « (Christian Morgenstern)