Eishockey war in der jungen DDR eine Sportart in der man sich international gut profilieren
konnte. Zudem spielte die Disziplin bei der Besetzung des obersten Funktionärs im Rahmen der
gemeinsamen Olympischen Mannschaften der BRD und DDR zwischen 1956 und 1964 eine entscheidende
Rolle. Dabei ging es eigentlich um die politische Anerkennung der Eigenstaatlichkeit. Die von
der Sportführung angestrengten Lenkungsversuche hin zu einem Großstadtsport mit
Kunsteisflächen scheiterten auch an dem Widerstand der Sportler. Der Leistungssportbeschluss
von 1969 bedeutete zunächst das Aus für den Eishockeysport auf Leistungssportbasis. Damit
endete die außenpolitische Instrumentalisierung nicht aber die innenpolitische Sonderstellung:
Eishockey wurde nun zum Spielball innenpolitischer und persönlicher Machtkämpfe.Die
Funktionalisierung des DDR-Sports zeigte sich nirgendwo so deutlich wie hier. Die Fallstudie
der Anomalie Eishockey erlaubt einige Rückschlüsse auf das politische und gesellschaftliche
System der DDR. Das Beispiel zeigt wie zwei staatliche Organe der DDR über Jahrzehnte hinweg
gegeneinander operierten und versuchten sich gegenseitig den Rang abzulaufen.