Von ihren frühen hoch erotischen Gedichten die das katholische Nicaragua verstörten bis hin
zur Lyrik der reifen Frau hatten Gioconda Bellis Gedichte stets dies gemein: Sie spiegeln die
ganze Fülle von Empfindungen ihrer weiblichen Gegenwart. Dazu gehören Sinnlichkeit und Genuss
ebenso wie die Rebellion gegen persönliche und gesellschaftliche Unfreiheit. Bellis Texte der
letzten Jahre die sie in Feuer bin ich in der Ferne vesammelt sind überdies geprägt von
Gedanken an Abschied und Verlust. Sie betrauert offen was unwiederbringlich verloren ist: jene
der Jugend vorbehaltene Überzeugung von der eigenen Unsterblichkeit Übermut und rückhaltlose
Passion. Dennoch bleiben Gioconda Bellis Antennen für das Leben und die Lust ausgefahren. Dass
sich in ihre Leidenschaft die Ahnung von Schmerz und Endlichkeit mischt verleiht ihren Texten
eine leise Melancholie die sie besonders faszinierend macht.