Auf dem Höhepunkt des Zweiten Weltkriegs im vorpommerschen Greifswald geboren schien Wolfgang
Teichmanns Lebensweg zunächst vorgezeichnet: Der Sohn eines Ladenbesitzers der sich mit den
politischen Bedingungen der DDR schnell arrangiert hatte wurde aufgrund seiner sportlichen
Begabung vom SED-Staat gezielt gefördert. Doch schon auf der DHfK in Leipzig der Kaderschmiede
des DDR-Spitzensports fühlte sich der junge Mann von der politischen Indoktrination und dem
militärischen Drill abgestoßen. Er brach die Ausbildung ab studierte das
vermeintlichunpolitische Fach Medizin und erwies sich schon bald als begabter Chirurg. Völlig
ahnungslos geriet er in das Räderwerk von SED und Stasi zeitweise waren mehr als 50 Stasi-IMs
auf ihn angesetzt. Dass sogar der eigene Vater Berichte über ihn geschrieben hatte erfuhr er
erst nach dessen Tod aus den Akten der Gauck-Behörde. - In einer geradezu tollkühnen Aktion
ließ sich Wolfgang Teichmann im Herbst 1977 im Kofferraum eines afrikanischen
Diplomatenfahrtzeugs von Ost- nach Westberlin schleusen um in der Bundesrepublik noch einmal
völlig von vorn zu beginnen. Er arbeitete in Hamburg ein Jahr lang auch in den USA erwarb
sich hohes Ansehen als Chirurg und machte eine vielbeachtete Karriere als Chefarzt und
Präsident einer chirurgischen Gesellschaft. Schlagzeilen machte seine Methode der Etappenlavage
die zahlreichen Menschen das Leben rettete und die Traditionschirurgie bis heute nachhaltig
verändert hat. Dass er Patienten dafür anfangs einen handelsüblichen Reißverschluss in den
Bauch nähte zeigt den Mut und die Originalität dieses außergewöhnlichen Mediziners dessen
atemberaubender Lebensbericht sich zugleich als Dokument der Zeitgeschichte erweist.