Die Idee eines »geschlossenen Ortsbildes« verfängt bis heute in Rekonstruktions- Neubau- und
Abrissdebatten. Inmitten dynamischer Veränderungsprozesse ist ein Ortsbild gleichzeitig
kulturelles und bauliches Erinnerungszeichen und zukunftsweisende Vision: Sowohl
Erhaltungsziele als auch Veränderungen lassen sich damit begründen. Diese Unschärfe ist
kennzeichnend für den zentralen Leitbegriff der Ortsentwicklung. Er entwickelte sich um 1900
etabliert durch die noch jungen Disziplinen Städtebau und Denkmalpflege sowie Politik und
Gesellschaft. Judith Sandmeier untersucht in insgesamt zwölf Ortsbildern die (Erhaltungs-)
Ziele der beteiligten Akteure bei der Gestaltung des Wandels ihrer Dörfer und Städte. Die
Studie bildet das ganze Spektrum an Veränderungsszenarien um 1900 ab - von dem Versuch der
Verschmelzung von Kunst Kultur und Industrie in den bayerischen Großstädten München und
Nürnberg über die Stilisierung von Mittel- und Kleinstädten wie Seßlach und Lindau i. Bodensee
bis hin zu den urbanisierten Dörfern wie Zirl und Oberammergau.