Wie lassen sich Internate heute deuten und neu denken? Andri Tuor legt in seiner Studie einen
ebenso elementaren wie innovativen theoretischen Ansatz vor: Er deutet die Erziehungsarbeit im
kirchlich-konfessionellen Internat auf der Grundlage der Themenzentrierten Interaktion nach
Ruth C. Cohn als kommunikativ-theologischen Prozess. Neben einer historischen Einordnung der
Charakteristika von Internatstypen und der Beschäftigung mit gesellschaftlichen und
ökonomischen Bedingungen solcher Erziehungsgemeinschaften und den Entwicklungsaufgaben im
Jugendalter bietet er ein Aufmerksamkeitsmodell an um Internate (neu) denken zu können.Damit
leistet er einen Beitrag einerseits zur Entwicklung einer subjektorientierten
Internatspädagogik die sich von der Kollektiverziehung verabschiedet hat und andererseits zur
Humanisierung von sogenannten »totalen Institutionen« (Goffman). Zudem zeigt er auf wie der
anspruchsvolle Spagat zwischen dem Elfenbeinturm der Theorie und dem hemdsärmeligen
Alltagspragmatismus in traditionellen Bildungsgemeinschaften und -institutionen gelingen kann.