Der »Tractatus de intellectus emendatione« ist eine unvollendete Frühschrift Spinozas der er
jedoch auch nach Vollendung der »Ethik« noch eine eigene Bedeutung zumaß. Das Besondere der
frühen Abhandlung gegenüber dem Hauptwerk liegt darin dass Spinoza hier nicht die
ontologischen Bedingungen aufzeigen will unter denen das menschliche Erkennen steht sondern
den methodischen Weg den der in Ungewißheit befangene Mensch beschreiten muss um zur
vollkommenen Erkenntnis zu gelangen. Unter diesem Aspekt ist die Abhandlung eine Hinführung
auf das Programm der Ethik auch wenn diese selbst einer Einleitung nicht bedarf. Wenn auch auf
der höchsten Stufe des Wissens (d. h. auf der Argumentationsstufe des Hauptwerks) die Schritte
nicht mehr zählen die den Wissenden dazu befähigen eine adäquate Erkenntnis seiner selbst im
Ganzen der Natur zu erlangen so führt doch allererst der methodische Fortgang den Menschen zu
dieser höchsten Stufe der Erkenntnis. Die erkenntniskritische Darlegung der Möglichkeit dieses
Fortgangs ist Gegenstand der Abhandlung über die Verbesserung des Verstandes. Diese Ausgabe
bietet den lateinischen Text und die deutsche Übersetzung in zweiter verbesserter Auflage.