In den »Meditationes de prima philosophia« (1642) geht es Descartes um eine neue Grundlegung
der Metaphysik. Dieser Neuanfang in der Philosophie den Descartes wie wohl kaum ein anderer
propagiert und durchführt hat jedoch einen konservativen Zug: Gerade Descartes besteht darauf
dass seine Philosophie die älteste ist die es überhaupt geben kann und diese Aussage hat nur
Sinn wenn Metaphysik als Rekonstruktion der ursprünglichen Fragen verstanden wird die
anfänglich das philosophische und insbesondere metaphysische Geschäft ins Rollen gebracht
hatten. Mit Descartes beginnt deshalb nicht etwa nur jenes systematische Philosophieren dem
es um die Beantwortung der Fragen selbst geht sondern auch ein Philosophieren das die
Behandlung der Fragen selbst in der Auseinandersetzung und mit dem Material jener Positionen
vollzieht die es zu überwinden versucht. Die zentrale Innovation der »Meditationes« liegt
also weder in der bloß scheinbaren Unabhängigkeit von aller vorherigen Metaphysik noch in
einer neuen Terminologie sondern in einer völligen Neuordnung des vorhandenen Materials.
Descartes agiert souverän in der Terminologie des Aristoteles und der scholastischen Metaphysik
greift nicht weniger souverän die Themen dieser Tradition auf und fügt sie zu einem völlig
neuen Gebäude zusammen. Das Neue an Descartes' Metaphysik ist dass er ' mit' der
hergebrachten Metaphysik agiert nicht ' in' ihr. Die Neuübersetzung folgt diesem
Duktus der Argumentation indem sie größten Wert legt auf die Einhaltung einer einheitlichen
Terminologie. Hinzu kommt die konzentrierte und pointierte Einführung des Herausgebers zur
Entstehung und Intention des Werks die den Leser ohne Umschweife dahin führt von wo aus er
den »Meditationen« von Anfang an hellsichtig folgen kann: in medias res.