Wie waren Kolonialerfahrungen in Übersee und lokale Kolonialbewegungen in der Heimat
miteinander verknüpft? Diese immer noch kaum erforschte Frage untersucht der Autor auf
innovative Weise am Beispiel von Max Knecht. Der erste Teil behandelt die Erfahrungen Knechts
als deutscher Kolonialoffizier im Maji-Maji-Krieg (1905 06) im heutigen Tansania und seine
Praxis »indirekter Herrschaft« in Ruanda (1907). Dazu greift er auf bislang unzugängliche
Quellenbestände zurück. Im zweiten Teil geht es um die Netzwerke der Kolonialbewegung in
Freiburg i. Br. in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Unter der Führung Knechts
verankerte sie die Kolonialideologie in der lokalen Gesellschaft. Ihr Höhepunkt war die
Reichskolonialtagung 1935 in Freiburg. Die Studie gibt tiefe Einblicke in koloniale wie
militärische Denk- und Handlungsweisen. Sie macht auch deutlich wie tief die lange
vernachlässigte Kolonialgeschichte in die Lokalgeschichte deutscher Städte eingeschrieben ist.
Schließlich zeigt sie wie sich der Kommunalpolitiker badische Landesführer des
Reichskriegerbundes und SS-Ehrenführer Knecht als Vertreter älterer bürgerlich-nationaler
Eliten zum neuen NS-Staat stellte.