Wilhelm von Oertzen wurde am 6. Juni 1883 in Schwerin geboren. Sein Vater war der
Ministerialrat Fortunatus von Oertzen später mecklenburgischer Gesandter in Berlin und zuletzt
Leiter der Obersten Verwaltungsbehörde des Großherzoglichen Haushalts. Wilhelm von Oertzen
studierte ab 1904 in Heidelberg und wurde dann Referendar im mecklenburgischen Justizdienst.
1911 erbte er die hochverschuldeten Güter Roggow und Vorwerk bei Neubukow von seinem Onkel
schied aus dem Staatsdienst aus und übernahm die Bewirtschaftung der beiden zusammen 1037
Hektar großen Güter. Im folgenden Jahr heiratete er Gerda Gräfin Westarp und bald darauf wurde
der erste Sohn Jürgen geboren.Als er in den ersten Augusttagen 1914 das vorliegende Tagebuch
begann versuchte er die Anspannung der ersten Kriegstage zu verarbeiten und innerlich zur
Ruhe zu kommen. Als er im November 1915 als dauernd untauglich eingestuft wurde wandelten sich
die Aufzeichnungen zu einem regelrechten Kriegstagebuch. Während er tatenlos zusehen musste
wie sein Bruder und alle seine Freunde und Altersgenossen an der Front kämpften konzentrierte
er sich ganz darauf die landwirtschaftliche Produktion auf seinen Gütern so weit wie möglich
zu steigern und auf diese Weise seinen patriotischen Beitrag zu den deutschen
Kriegsanstrengungen zu leisten.Das Tagebuch enthält sehr detaillierte Berichte über die
mecklenburgische Landwirtschaft vom August 1914 bis zum Dezember 1917. Daneben gibt es
ausführliche Kommentare zur allgemeinen Kriegslage die eine erschütternd irrationale
Bereitschaft zeigen einem charismatischen militärischen Anführer Hindenburg blindlings zu
folgen.Es folgt eine längere Pause der Tagebucheintragungen aufgrund eines Gerichtsverfahrens
und einer Haftstrafe. Erst im Januar 1919 setzte von Oertzen sein Tagebuch fort das nun kein
Kriegstagebuch mehr ist stattdessen kommentierte er mit Abscheu und Entsetzen das politische
Geschehen. Das Tagebuch wird zu einer Materialsammlung und zu einem Leitfaden zur richtigen
Bewirtschaftung der Güter für seinen Sohn und Erben.Mitte der 20er Jahre wurde Oertzen
politisch aktiver engagierte sich in der Deutschnationalen Volkspartei und unterstützte den
Aufstieg der NSDAP im Land. Als kontroverse Persönlichkeit wurde er jedoch nicht in die Partei
aufgenommen.Bis zum Sommer bleibt seine Zustimmung zur Politik des NS-Regimes sehr hoch. Dann
häufen sich kritische Anmerkungen die sich bis zur offenen Feindschaft steigern. Nachdem seine
beiden Söhne im Krieg gefallen waren hatte von Oertzen den Lebensmut verloren fürchtete keine
polizeiliche Verfolgung mehr und schrieb seine Gedanken ganz offen nieder.Seine politische
Weltanschauung änderte sich zwischen 1914 und 1945 kaum sein Ideal war die konstitutionelle
Monarchie des Kaiserreichs inklusive einer weitgehend freien Presse und unabhängigen Gerichten.
Gewerkschaften lehnte er ab. Als eine gewisse Mitsprache der Bevölkerung genügten ihm
berufsständische Vertretungen. Er glaubte an die jüdische Weltverschwörung und befürwortete die
Vertreibung der Juden aus Deutschland.Wilhelm von Oertzen gehörte zur gesellschaftlichen Elite
des Landes er war gebildet und kultiviert. Allerdings hatte er Defizite auf
betriebswirtschaftlichem Gebiet. Seine Absicht war das seit 600 Jahren im Familienbesitz
befindliche Stammgut dauerhaft zu sichern und zu erhalten.Das Tagebuch sollte eine Tradition
bewahren und fortsetzen. Im Mittelpunkt stand das Gut Roggow und die Familie von Oertzen. Es
dominiert das Positive - die Eltern werden als absolut makellos geschildert die Ehefrau mit
viel Lob bedacht. Die eigenen Niederlagen und Demütigungen des Verfassers kommen im Tagebuch
nicht vor.Ab Oktober 1944 versteckte von Oertzen das Tagebuch und andere Unterlagen im Roggower
Holz. 1945 schreibt er von seinem Vorhaben des gemeinschaftlichen Selbstmords mit seiner Frau.
Als er am 4. Mai 1945 von betrunkenen russischen Soldaten misshandelt wird flieht er mit
seiner Frau in den Park und er