Königs Erläuterung Spezial zu Clint Eastwood: Gran Torino - Filmanalyse und Interpretation.
Info: Abiturthema in Baden-Württemberg. Inhalt:- Hintergrund- Inhalt- Thematische Aspekte-
Figuren und Figurenkonstellationen- Erzählstrategien- Filmsprache- Musik und Ton- Rezeption-
English Abstract VORWORT: Clint Eastwoods Film Gran Torino erzählt eine Geschichte von
schlichter Eleganz die an komplexe Themen rührt. Der Erfolg desFilms beweist dass es ein
Bedürfnis nach Spielfi lmen gibt die uns zum Nachdenken darüber anregen wie wir in Zukunft
zusammen leben wollen und welche Vorbilder uns weiterbringen in einer Zeit in der die
Gesellschaften in den USA wie in Europa besorgniserregend auseinanderdriften und ethnische und
soziale Spannungen ihre Grundlagen angreifen. Mit dem amerikanischen Wahlkampf von 2016 und der
Präsidentschaft von Donald Trump ist dem Film nun eine ganz neue Aktualität zugewachsen. Man
kann ihn in seiner ersten Hälfte als eine Vorstudie und in seinem zweiten Teil als einen
Gegenentwurf zu dem auffassen was in Amerika geschehen ist. Die Vorstudie widmet sich einem
der sprichwörtlich gewordenen zornigen weißen Männer aus einer der einstmals blühenden und
jetzt heruntergekommenen Industriemetropolen des Mittleren Westens der sich nur noch fremd und
abgehängt im eigenen Land fühlt. Walt Kowalski der Protagonist ist so kaputt wie die Straßen
und Häuser seines Viertels von Detroit. Er reagiert seine Wut über den eigenen Zustand und den
der Welt an den asiatischen Einwanderern ab die neben ihm wohnen. Am Anfang schwebt über Walt
noch der Geist von Dirty Harry des Man with No Name und der anderen einsamen Rächer die in
früheren Jahrzehnten Jagd auf Verbrecher machten und mit dem Namen des Darstellers synonym
waren. Auch Walt hat zuerst noch deren düsteren Blick ihre Aggressivität und
Rücksichtslosigkeit. Dann aber nimmt er eine überraschende Entwicklung von der Eastwood
unwiderstehlich und glaubwürdig erzählen kann weil sie eng verwoben ist mit seiner eigenen.
Die Abkehr von der Gewalt und ihrer Faszination ist das Ergebnis einer jahrzehntelangen
Auseinandersetzung damit in zahllosen Filmen. Im zweiten Teil verwandelt sich Walt in die
Antithese des tough guy aus Eastwoods frühen Werken und Gran Torino wird zu einem Plädoyer für
Gemeinschaftsgeist Versöhnung Sanftmut und Nächstenliebe. Dass es auf die gesellschaftlichen
Versäumnisse die im Populismus zum Ausdruck kommen nicht die ersehnten einfachen Antworten
gibt zeigt am besten die Person Clint Eastwood in ihrer Widersprüchlichkeit selbst. Seine
Empfehlung den andidaten Donald Trump zu wählen scheint mit dem Geist von Gran Torino schwer
vereinbar zu sein. Trump wiederum inszeniert sich selbst im Stil einiger älterer
Eastwood-Figuren als raubeiniger Outsider der es allein mit einem übermächtigen System (in
diesem Fall Washington) aufnimmt. Im Vergleich zu einem Charakter wie Walt Kowalski fehlt Trump
allerdings etwas Entscheidendes. Die Ethik die Gran Torino zugrunde liegt basiert auf dem
Wunsch Grenzen zwischen Menschen aufzuheben und alte Wunden zu heilen während der neue
Präsident ausdrücklich unversöhnlich ist und als Denkmuster ein Wir gegen sie bevorzugt.
Entscheidend bei einer Figur wie Walt ist dass er sich verändert und Einsicht in seine eigene
Fehlbarkeit erlangt. Auch das ist für Eastwood ein unverzichtbarer Bestandteil von Männlichkeit
und etwas das an Trump noch nicht festgestellt wurde (Stand Juni 2017). Gran Torino hat
unabhängig von den besonderen Zeitumständen Bestand aber wer das Amerika von heute verstehen
will findet in dem Film jedenfalls einen guten Ansatzpunkt.