Der jüngere Plinius erweist sich nicht nur in seinen berühmten Briefen über den Vesuv-Ausbruch
verschiedene Gespensteranekdoten oder spielende Delphine als Meister der Erzählkunst. Auch
zahlreiche weitere Einzelbriefe sowie Briefpaare und Briefzyklen sind als kunstvolle
Erzählungen gestaltet. Die vorliegende Studie bietet erstmals eine systematische Analyse der
narrativen Techniken des jüngeren Plinius und den damit verbundenen Strategien der
Lektüresteuerung. Neben der Frage wie antike Autoren und Leser das narrative Potenzial von
Briefen einschätzten wird auch untersucht inwieweit sich die Ansätze der modernen Narratologie
auf eine antike Briefsammlung anwenden lassen. Im Zentrum der Analyse stehen insbesondere
Briefe und Briefzyklen über Plinius als Anwalt bzw. erfolgreicher Redner als prinzipientreuer
Senator sowie schließlich als Freizeitdichter. Auch die Erzählstrategien des Epistolographen in
Briefen über Mirabilien und Naturphänomene werden untersucht.