Ziel des 'material turn' in der Kulturwissenschaft ist es traditionelle Dualismen die das
komplexe Verhältnis von Gesellschaft und Natur prägen wie immateriell - materiell' Subjekt
- Objekt' oder Wort - Welt' zugunsten einer neuen Macht der Dinge (agency) aufzulösen und auf
diese Weise das Primat des Geistes zu hinterfragen. Diese Überlegungen erfolgen aus
bildungsgeschichtlicher Perspektive und zielen darauf den deutschen Bildungsdiskurs um 1800
ins Licht des gegenwärtigen 'material turn' zu stellen und umgekehrt diesen 'turn' zugleich
literaturgeschichtlich zu verankern. Darüber hinaus soll der historische Blick eine
theoretische Grundlage für die Etablierung neuerer literatur- und kulturwissenschaftlicher
sowie philosophisch-ethischer Ansätze liefern und die Neubewertung von Bildung als zentralem
pädagogischen Inhalt im Kontext des 'material turn' ermöglichen.