»Das wird auf die Leser so wirken als ob 'ich' überhaupt nichts daran gemacht hätte.« Walter
Kempowskis (1929-2007) zehnbändiges 'Echolot' (1993-2005) ist eine zirka 8.000 Seiten
umfassende Zitatcollage zum Zweiten Weltkrieg. Weil nur Vorwort editorische Notiz und Widmung
von Kempowski selbst stammen wurde ihm wiederholt abgesprochen als Autor des Werkes gelten zu
können. Dennoch bestand er darauf als 'Chorleiter' die verschiedenen Einzelstimmen erst zu
einem Ganzen arrangiert zu haben.Diese Studie spürt den narrativen Strukturen in der Anordnung
der Zitate nach. Sie kontrastiert die scheinbare Abwesenheit eines Erzählers mit dem Umstand
dass Kempowski entschieden hat wer wann wie zu Wort kommt. Sie zeigt dass die Bücher
mitnichten inkohärente und nicht-literarische Ansammlungen von Texten sind. Vielmehr sind es
neben formalen und inhaltlichen Mustern auch literarische Figuren und Motive die das 'Echolot'
zu einem Kunstwerk mit komplexer Verweisstruktur und eigenem Aussagewert machen.