Fragen der konkreten Ethik wie: Wann beginnt und wann endet menschlich-personales Leben?
verweisen auf die grundsätzliche Frage: Wie ist die Erkenntnis des anderen Menschen überhaupt
möglich?. Die Antwort darauf wird durch die Hauptthese des Werks gegeben: Die Erfahrung fremder
Subjektivität ist nur mittels der Erfahrung der eigenen Subjektivität möglich - so wie auch die
Erfahrung der eigenen Subjektivität nur durch die fremde möglich ist. Um diese These zu
begründen analysiert der Autor zunächst die phänomenologisch ausgerichteten Theorien Husserls
und Sartres sowie die dialogphilosophisch geprägten Theorien Bubers und Levinas'. Unter
Berücksichtigung der zentralen Fragestellungen Kants was die Möglichkeitsbedingungen
bestimmter Erfahrungen sind und unter Einbeziehung der Interpersonalitätstheorie Fichtes
entwickelt der Autor eine systematische Theorie jener Strukturen menschlichen Bewußtseins auf
Grund deren die Erfahrung des anderen Menschen in seiner Personalität möglich ist. Dabei zeigt
sich daß das Bewußtsein des eigenen Selbstseins bedingt ist durch die lebendige Interaktion
mit einem frei agierenden Gegenüber. Dieses interpersonale Verhältnis ist ein grundlegend
praktisch-sittliches und prägt sämtliche Wahrnehmung.