Wie sieht eine alternative Geschichte des schöpferischen Subjekts aus die sich weiblichen
Entwürfen von Genialität widmet? Frauen begehrten schon früh gegen männlich dominierte
Geniekonzepte auf. Sie riefen sich selbst als Genie aus erweiterten den Geniebegriff durch
weibliche Attribute schrieben ihn konzeptuell und parodistisch um oder lehnten ihn ab. Ihre
Gegenmodelle zielen auf einen Einschluss des weiblichen Geschlechts und dekonstruieren oder
überbieten das männliche Genie. Wie verändert die Frage nach weiblicher Genialität die gängige
Diskursgeschichte der Geniefigur? Von der Vormoderne über die Genieästhetik um 1800 und den
human- und geisteswissenschaftlichen Geniekult um 1900 bis ins 21. Jahrhundert - dieser Band
richtet den Blick auf Text- und Bildinszenierungen zu weiblichem Genie die die Forschung
bislang wenig beachtet hat: etwa bei Hrotsvit von Gandersheim Hildegard von Bingen Mechthild
von Magdeburg Marie de Gournay María de Zayas Annette von Droste-Hülshoff Bettina von Arnim
Alma Mahler-Werfel Mary MacLane Gertrude Stein Ayn Rand Remedios Varo Anna Achmatova
Julia Kristeva und Vanessa Place. Diese Neuentwürfe werden im Band in ihre soziopolitischen und
wissenschaftsgeschichtlichen Kontexte sowie epistemischen Fragehorizonte eingebettet.